Auf der Friedrichstraße spaziere ich gemütlich weiter, hier wird es schon sehr geschichtsträchtig wird. Die Kochstraße war mal die letzte Station war mal die letzte Station im Westen vor dem Checkpoint Charly.
Es sind nur noch ein paar Schritte, und es ist jedes mal wieder ein komisches Gefühl am ehemaligen Grenzübergang zu stehen. Vor vierzig Jahren war ich zum ersten mal hier, Bildungsausflug mit der Schule. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es dort früher ausgesehen hat – dafür gibt es alte Bilder hier zu sehen – aber meine Gefühle von damals kommen schnell wieder hoch. Der Pflichtbesuch im Berliner Osten, der Beamte der DDR, der mich musterte als wäre ich eine Verbrecherin. Am liebsten wäre ich auf der Stelle umgekehrt. Ich fühlte mich in Westberlin schon unwohl und eingesperrt. Aber Ostberlin hat mich komplett niedergedrückt. Ich habe nie verstanden, warum alle Berlin so toll fanden. Ich war dann ja auch über 35 Jahre nicht mehr hier.
Heute gefällt mir die Stadt dafür um so besser. Da schüttelt man komische Gedanken schnell ab. Um am Checkpoint Charly länger zu verweilen und die Museen und den Infohof zu besuchen, sollte man wohl mal an einem trüben Novembertag kommen. Da sind dann vielleicht weniger Leute, die auch alles sehen möchten.
In der Mauerstraße steht ein Kunstwerk, das ich wohl nicht verstehen muss, aber es ist schön bunt und gefällt mir trotzdem.
Hier ist auch der Bethlehemkirchplatz mit einer alten Geschichte. Wie so oft in Berlin geht Geschichte problemlos mit moderner Kunst zusammen.
Zurück auf der Friedrichstraße im früheren Ostberlin genieße ich das Flair der mondänen Einkaufstraße von heute. Dieser Teil der Stadt hat sich sicherlich mit am stärksten verändert.
Hier gönne ich mir einen Espresso, ich bin ja mittlerweile schon eine ganze Weile zu Fuß unterwegs. Obwohl die Schwaben ja angeblich de bestgehassten „Zuagroasten“ in Berlin sind, haben sie sich doch in der Friedrichstraße einen netten Delikatessenladen sichern können.
Wenn man die Friedrichstraße weitergeht landet man unweigerlich beim imposanten Einkaufszentrum „The Q“.
Ohne Shoppingbedürfnis schaue ich es mir doch gerne von innen an – wie wohl unumgänglich wieder mit einem Kunstwerk als Blickfang. Vorbei an einem spanischen Spielzeugladen – für meinen Geschmack zu kitschig – aber für Kinder toll, sogar mit eigenem Eingang. Auch Paris ist vertreten mit der Galerie Lafayette und einem Minieiffelturm.
Weiter geht es über den Gendarmenmarkt, die Füße werden schwer. Ich möchte eigentlich gerne noch bis zum Alexanderplatz – mal sehen. Vorbei an der Humbold-Universität (die ehemalige DDR-Universität). Unter den Linden gibt es nur ein Pflichtfoto – es sind mir auch hier zu viele Touristen. Überall in Berlin ist es gerade schwer zu fotografieren, ständig sind Baustellen mit im Bild.
Am Lustgarten ist es dann endgültig (Berliner lieben Kalauer und würden sagen „Am Lustgarten hatte ich dann keine Lust mehr, weiter zu gehen“). Der Alexanderplatz muss warten…
…und ich steige in einen Bus Richtung Bahnhof Zoo (richtig: Zoologischer Garten). Ich habe Glück und kann im Doppeldecker ganz vorne sitzen.
Die Wohnung meines Gastgebers liegt wirklich toll zentral und von fast jedem Teil Berlins findet man einen Bus zum Zoo (außerdem U- und S-Bahn – man kann sich nicht verlaufen und findet immer zurück).
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